Pflanzliche Fleischersatzprodukte haben während der Pandemie ein rasantes Wachstum erlebt. Einer Zählung zufolge stieg der Umsatz mit pflanzlichem Fleisch im Jahr 2020 gegenüber 2019 um 45 % auf 1,4 Milliarden US-Dollar. Was folgte, war Ernüchterung. Der Umsatz des Marktführers Beyond stieg 2021 nur noch um 14,2 %; im vierten Quartal ging der Umsatz um 1,2 % zurück. Das kanadische Unternehmen Maple Leaf Foods meldete für seine Sparte für pflanzliches Fleisch einen Umsatzrückgang von 3,7 % im vierten Quartal und einen Anstieg von nur 8,1 % im 52-Wochenzeitraum. Man erwarte nun ein "stetiges, aber nicht spektakuläres Wachstum in dieser Kategorie".
Klare ökologische Vorteile im Vergleich zu konventionellem Fleisch
Die Produkte von Unternehmen wie Beyond Meat und Impossible Foods richten sich an Fleischesser, denen die Umwelt am Herzen liegt. Die ökologischen Vorteile der pflanzlichen Fleischersetzprodukte sind nicht von der Hand zu weisen: Nicht nur, dass sich der Methan-Ausstoß von Kühen damit gänzlich eliminieren lässt. Das Beratungsunternehmen Kearney sagt auch, dass nur 1,3 Kilogramm Ackerpflanzen benötigt werden, um ein Kilogramm Fleisch auf pflanzlicher Basis zu erzeugen. Zum Vergleich: Um ein Kilogramm Lebendgewicht bei Mastkühen zu erzeugen, braucht es 7 Kilogramm Ackerpflanzen - und Fleisch macht nur 40 % des Lebendgewichts aus. Impossible Foods braucht laut eigenen Angaben für die Herstellung von einem Kilogramm seiner Burger zudem 98 % weniger Land und 87 % weniger Wasser, als es für ein Kilogramm Rindfleisch-Burger notwendig wäre.
Woher kommt der Wachstumsrückgang bei pflanzlichen Fleischersatzprodukten?
Eine Theorie ist, dass der Markt sich der Sättigung nähert, da fast jeder, der auf die Beschreibung des idealen Kunden – gutverdienender Fleischesser mit Herz für die Umwelt - passt, bereits auf diese Produkte umgestiegen ist. Eine andere Möglichkeit ist, dass viele derjenigen, die diese pflanzlichen Fleischsorten probiert haben, sie einfach nicht mögen. Zwar kommen die pflanzlichen Fleischersatzprodukte dem Geschmack von echtem Fleisch relativ nahe – aber eben möglicherweise nicht ausreichen nahe. Auch die höheren Kosten der Produkte im Zusammenspiel mit der Inflation könnten bisherige Käufer dazu verleiten, wieder zu den preisgünstigeren Alternativen aus echtem Fleisch zu greifen.
Cultured Meat – der Konkurrent in den Startlöchern
Woher die Wachstumsstagnation bei pflanzlichen Fleischersatzprodukten auch rühren mag – der Zeitpunkt ist denkbar ungünstig. Denn mit Cultured Meat steht eine echte Alternative bereit – sowohl zu pflanzlichem als auch zu konventionellem Fleisch. Einige Analysten gehen davon aus, dass es bereits im nächsten Jahr in Restaurants angeboten werden könnte.
Cultured Meat kann nicht nur aus ökologischer Sicht mithalten: Zur Herstellung von einem Kilogramm braucht es 1,5 Kilogramm Soja, Erbsen, Mais und rote Zuckerrüben (pflanzlich: 1,3 Kilogramm), Methan-Ausstoß entfällt auch hier und auch in Sachen Wasser- und Flächenverbrauch bringt es kultiviertes Fleisch aus dem Labor auf ähnlich gute Werte wie die pflanzliche Konkurrenz. Der große Vorteil: Es handelt sich um echtes Fleisch – geschmacklich dürfte Cultured Meat also die Nase vorne haben.
Prognose: Entwicklung des Fleischmarktes
Auch deshalb geht Kearney davon aus, dass der Absatz von kultiviertem Fleisch viel schneller wachsen wird als der von pflanzlichen Produkten. In einer Studie aus dem vergangenen Jahr sagte Kearney voraus, dass im Jahr 2040 25 % des weltweiten Fleischkonsums auf pflanzliche Produkte und 35 % auf kultiviertes Fleisch entfallen werden. Konventionelles Fleisch wird nach Kearneys Prognosen im Jahr 2040 nur noch einen Marktanteil von 40 %.