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EU: 25 Millionen Euro für die Erforschung nachhaltiger Proteine

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Das Forschungs- und Innovationsprogramm Horizont Europa (Horizon Europe) - der Nachfolger des Forschungsrahmenprogrammes Horizont 2020 - hat 25 Millionen Euro für sein Forschungsprogramm für nachhaltige Proteine angekündigt.

Das Horizont Europa-Projekt umfasst drei Teilprojekte, die jeweils Zellkultivierungs- und Fermentationstechnologien nutzen und jeweils verschiedenen Problemstellungen aufgreifen sollen. Als Projektzeitraum wird 2023 und 2024 angesetzt.

Im Rahmen des Projekts für kultiviertes Fleisch und Meeresfrüchte werden Ideen gesucht, um die aktuell noch hohen Herstellungskosten zu senken und gleichzeitig die Produktion nach oben zu skalieren. Laut Horizont Europa könnten kultivierte Alternativen im Vergleich zu konventionellem Fleisch "die Auswirkungen von Fleisch auf das Klima um bis zu 92 % verringern und dabei bis zu 95 % weniger Land und 78 % weniger Wasser verbrauchen". Auch der letzte Sachstandsbericht des IPCC ging explizit auf kultiviertes als Alternative zu konventionell erzeugtem Fleisch ein und hat hier ebenfalls große Potenziale erkannt. Auch wenn eine rein pflanzliche Ernährung ressourcentechnisch jetzt schon ein großer Trumpf im Kampf gegen den Klimawandel wäre, ist diese in der Breite der Gesellschaft nicht auf absehbare Zeit durchsetzbar. Diese Lücke könnte kultiviertes Fleisch füllen und Menschen, die nicht auf Fleisch verzichten wollen, eine gute und schonende Alternative bieten.

Das erste Teilprojekt soll untersuchen, wie die Akzeptanz von Verbrauchern gegenüber kultiviertem Fleisch und Meeresfrüchten gesteigert werden kann. Ein sehr wichtiger Punkt, denn ohne eine entsprechend große Verbreitung am Markt, kann die Produktion nicht von Skaleneffekten profitieren und daher gegenüber konventioneller Erzeugung im Nachteil sein. Dabei sprechen sehr viele Gründe für den Konsum von kultivierten Fleisch und Fisch. Für diesen Teilbereich werden 7 Millionen € eingeplant.

Ein zweites Teilprojekt befasst sich mit der Entwicklung von Zutaten auf Fermentationsbasis zur Verbesserung der Textur und des Geschmacks von Fleisch-, Milch- und Fischalternativen auf pflanzlicher Basis. Dabei werden neue Präzisionsfermentationsverfahren erprobt und neue Biomasseproduktionsmethoden entwickelt. Hierfür sind 9 Millionen € veranschlagt worden,

Das letzte Teilprojekt befasst sich mit den "Auswirkungen der Entwicklung neuartiger Lebensmittel auf der Grundlage alternativer Proteinquellen". Hier soll das volle Spektrum alternativer Proteine, inklusive algenbasierter und mikrobieller Proteine, mit einbezogen werden. Ein sinnvoller Schritt, denn ein aus kultiviertem Fleisch erzeugter Burger ist ja nur ein Beispiel aus einer ganzen Palette an Produkten, die auf Basis alternativer Proteine hergestellt werden können. Man denke an Wurstwaren, klassische Milchprodukte und anderweitig weiter verarbeitet Lebensmittel. Hier gilt es, den Vergleich zu konventionellen Produkten hinsichtlich (Produktions-)Kosten und ebenfalls der Verbraucherakzeptanz zu bewerten. 9 Millionen Euro wurden bereitgestellt.

Ob die Ankündigung mit der FDA Zulassung in Verbindung steht, sei dahin gestellt. Auf jeden Fall ist es sehr zu begrüßen, dass Europa in diesem wichtigen und essenziellen Zukunftsmarkt für kultiviertes Fleisch und Fisch zumindest versucht, den Anschluss nicht vollständig zu verlieren.